5 Jahre Wundzentrum Fichtelgebirge

5 Jahre Wundzentrum Fichtelgebirge

Spitzenplatz in Deutschland

Das Wundzentrum Fichtelgebirge besteht seit fünf Jahren. Mit der Zertifizierung stehen die Arzberger an erster Stelle unter 50 Einrichtungen.
Von Herbert Scharf

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Feierten mit dem Wundzentrum Fichtelgebirge fünftes Jubiläum:

Die beiden Arzberger Ärzte Gernot Czerny (rechts) und Dr. Heinz Eschlwöch (Vierter von rechts) mit den Ehrengästen und einem erfolgreich behandelten Patienten, nämlich Dr. Miras Soskic.
Foto: Scharf

Arzberg – Seit fünf Jahren gibt es das Wundzentrum Fichtelgebirge in Arzberg. „Gründerväter“ waren die Arzberger Ärzte Dr. Heinz Eschlwöch und Gernot Czerny. Inzwischen versorgen in dem Wundzentrum sieben Helferinnen und Helfer monatlich zwischen 100 und 150 Patienten im Monat, die an nicht heilenden, chronischen Wunden leiden.

Drei Milliarden Euro im Jahr gebe alleine die AOK in Deutschland für Wunden an offenen Beinen aus, die nicht zuheilen wollen, erklärte Gernot Czerny am Freitagnachmittag bei einer Präsentation vor zahlreichen Gästen mit Landrat Dr. Karl Döhler und Chefarzt Dr. Mohsen Farsijani an der Spitze.

„Der Spruch ,Die Zeit heilt alle Wunden‘ stimmt nicht immer“, sagte Gernot Czerny, der das Wundzentrum vor fünf Jahren zusammen mit seinem Kollegen Eschlwöch gegründet hatte. Oft sei es ein langer Leidensweg bis zur Heilung. 3,4 Millionen Menschen in Deutschland lebten mit einer offenen Wunde. Als chronisch werde eine Wunde bezeichnet, die mehr als vier Wochen nicht heile.

Die Wunden reichten von offenen Beinen, Wundliegen bei Pflegepatienten bis zu Folgen eines Diabetes. Erst habe der Patient kein Gefühl mehr im Fuß, dann drücke der Schuh. Schließlich bilde sich eine rote Blase, der Fuß nässt und dann tritt ein offenes Loch zutage. Oft sei dann die Amputation die letzte Lösung. 62 279 Amputationen seien es im vergangenen Jahr gewesen.

Die hohen Kosten der Wundversorgung oder der Amputation seien die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sei großes menschliches Leid, geschmälerte Lebensqualität bis hin zu tödlichen Folgen. 40 bis 60 Tage in einer Klinik betrage der durchschnittliche Aufenthalt von Patienten mit einer chronischen Wunde. Das bedeute für die Kassen Kosten von bis zu 19 000 Euro. Die Tendenz der Patientenzahl sei steigend.

Keine Hilfe bei der Behandlung chronischer Wunden sei die neu festgelegte Budgetierung für die Ärzte. In der Vergangenheit seien solche Patienten denn auch zwischen mehreren medizinischen Fachbereichen herumgereicht worden. Mit einer gezielten und spezialisierten Wundversorgung, mit der man vor fünf Jahren in Arzberg begonnen habe, erziele man sehr gute Erfolge.

Das liege auch daran, dass es inzwischen ein dichtes und hervorragendes Netzwerk an medizinischer Versorgung vom Wundzentrum über das Klinikum Fichtelgebirge bis zu den Fachärzten in der Umgebung gebe. Schließlich sei Arzberg das einzige Wundzentrum in Nordbayern. Die etwa 150 Patienten im Monat kommen von Hof über Bayreuth bis Weiden zur Behandlung. Stolz sei man auf das Ergebnis der Zertifizierung, bei der Arzberg als beste Wundambulanz in ganz Deutschland abgeschlossen habe.

Dr. Heinz Eschlwöch erklärte, im übrigen Bundesgebiet seien die Wundzentren vorwiegend an Kliniken angebunden. Deshalb habe man es in Arzberg zu Beginn etwas schwerer gehabt. Inzwischen aber sei man bestens vernetzt. Wurden die Patienten früher ziemlich herumgereicht, erziele man heute sehr gute Erfolge – zum großen Vorteil der Patienten, die an Lebensqualität gewinnen und eine drohende Amputation vermeiden, aber auch der Krankenkassen, die für die Heilung weniger Geld ausgeben müssten.

Eschlwöchs Dank galt den verbundenen Ärzten im Verbund, dem bfz Marktredwitz, mit dem man zusammenarbeite, sowie den speziell ausgebildeten Helfern. Ziel sei es, das Wundzentrum weiter zu verbessern und einen Spezialvertrag mit den Krankenkassen zu bekommen. Landrat Döhler gratulierte den beiden Ärzten und der Belegschaft zu dem hervorragenden Abschneiden bei der Zertifizierung. In Zukunft werde man angesichts der demografischen Entwicklung solche Zentren noch mehr brauchen als bisher.

Patient lobt: „Fühle mich wie neugeboren“

Dr. Miras Soskic, Maschinenbauingenieur aus Hof, ist Patient im Arzberger Wundzentrum und voll des Lobes. Vor etwa sieben Jahren waren ihm für eine Bypass-Operation Adern aus dem Bein entfernt worden. Wegen der schlechten Durchblutung bekam er eine große Narbe am Unterschenkel. Der Patient berichtet von einer wahren Odyssee durch mehr als ein halbes Dutzend Arztpraxen und Kliniken in ganz Oberfranken. Vergeblich. „Ich konnte nachts kaum mehr schlafen, solche Schmerzen hatte ich.“ Nach einer Reihe von Misserfolgen war er psychisch am Ende. Als er nach Arzberg kam, hatte er eine zwölf Zentimeter lange und sechs Zentimeter breite Wunde am Bein, die nicht heilen wollte und stark schmerzte. Jetzt, ein Jahr danach, ist die Wunde wesentlich kleiner. „Ich fühle mich wie neugeboren,“ strahlt er und belohnt seine Pflegerinnen regelmäßig mit Torte und Kuchen. Und während der passionierte Fußballer früher kaum mehr laufen konnte, spielt er jetzt mit seinen Jungen sogar schon wieder Fußball.

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